Slowmotion
Parallel zu den -Seestücken- entstand mein Interesse an der Figur. Es besteht eine gegenseitige Beeinflussung, in der Auflösung des Motives in Bewegungsstrukturen. Der Gegenstand wird nicht von seinem Umriss erfasst, sondern von Innen heraus. Die Linien und Schraffuren werden frei über die Gestalt hinaus in den umgebenden Raum geführt, sie umgreifen, konzentrieren und begrenzen schließlich den Körper. Die Zeichnungen werden aus der Nähe betrachtet zu beweglichen Gebilden, aus der Ferne gesehen, erscheint ein reales Abbild.
Die Zusammenarbeit mit der Tänzerin LOTTE GROHE bestand nicht aus statischen Sitzungen, sondern GROHE entwickelte, aus der inneren Spannung heraus, einen Bewegungskanon, den ich unmittelbar übersetzte. Die spontan entstandenen Kohlezeichnungen auf Papierbögen zeigen die Bewegungsphasen lebensgroß. Durch eine simultane Schichtung der Formen entsteht eine Struktur, die auf den Körper und seine Gestik verweist, ihn aber nicht in seiner abbildhaften Ganzheit zeigt: die Linie, Schraffur drückt die Rhythmik, Dynamik und flächenmäßigen Ausdehnung der Bewegung aus. Die Zeichnungen stellen in intuitiver Weise den Bewegungsfluss des Tanzes dar. Der zeitliche Ablauf ist nicht zu rekonstruieren, die Performance ist zusammengefasst in in einem geschlossenen Gebilde: den Slowmotions.
Répétition
2008 wende ich mich wieder dem Tanz zu. Während der Proben des Staats Ballet Berlin zu dem Tanzstück „Caravaggio“ war ich anwesend. Die Performance der Tänzer übersetzte ich direkt in ineinander greifende Stift-Pinsel-Schwünge, die die Bewegungsphasen nachvollzogen. In den Aquarellen werden die Bewegungen vom Körperumriss oder von der Körpermitte ausgehend durch die unmittelbare Notierung authentisch und zugleich zum grafischen, malerischen Element. Spuren eines inneren Impulses auf dem Papier.