Berlin im Wandel

BERLIN im Wandel 1989-1999

Nach der politischen Wende habe ich meinen Fokus auf den Veränderungsprozess um das alte/neue Zentrum gerichtet. Die Maueröffnung 9. November, am POTSDAMER PLATZ, die nun begehbare und leere Fläche ermöglichte bisher unbekannte Perspektiven auf die angrenzenden Gebäude. Bald wurde der Platz zu einer Großbaustelle die ihre Form permanent verwandelte, der gelbe Sand brach auf, ein See bildete sich, Baukräne und Gerüste belebten den Platz. Ich beobachtete das Versetzen ganzer Fassadenstücke des ESPLANADE, die Rekonstruktion des Reichstages. Ebenso der Pariser Platz, Fassaden wurden aufgestellt und eingerissen, Baugerüste durch die der weite Himmel fiel, die Rekonstruktionen des Hotels ADLON und und die räumlichen Umbauprozesse der historischen Stadtmitte BERLIN MITTE. Obwohl die Begegnungen der Menschen aus Ost und West in der öffentlichen Wahrnehmung im Vordergrund standen, sind sie in diesen Bildern abwesend. Die Ereignisse spiegeln sich vielmehr in dem wandelnden Stadtbild wieder. Die Orte wurden beredt, das noch sichtbare alte Zentrum des Ostens wurde durchsetzt mit bunten Signalen, eine neue Mitte kündigte sich an. Aktivität durchbrach die Melancholie.

Mauerstücke 1992 | 150 / 150cm, Tempera, Öl / Leinwand
Reichstag 1993 | 100 / 100cm, Tempera / Papier, Marouflée
Esplanade 1993 | 100 / 100cm, Tempera / Papier
Esplanade 1993 | 100 / 100cm, Tempera / Papier
Reichstag 1994 | 50 / 50cm, Tempera, Ö / Leinwand
Spree, Baustelle -Reichstag- 1998, 40/80 cm, Öl / Leinwand
Hotel Adlon 1995 | 90 / 90cm, Acryl, ÖL / Leinwand
Berlin Mitte 1996 | 100 / 100cm, Öl / Leinwand
Berlin Mitte 1996 | 120 / 80cm, Öl / Leinwand
Berlin Mitte 1997 | 100 / 100cm, Öl / Leinwand
Evelyn Kuwertz entschied sich für harte Bildschnitte, eine Art Montage. Sie erfasst Strukturen, legt das Sinnliche und Geistige in ihrer malerischen Bildoptik übereinander, so entsteht eine malerische Topografie der Stadt - Momentanes wird haltbar. Sie konzentriert die Realität in ihren Bildern, sie nimmt sie auf und übersetzt sie durch Verdichtung in eine neue Wirklichkeit, in die des Sinnbildes. Herb, verhalten und mit sensiblem Ernst, spürt Evelyn Kuwertz die Wechselwirkung von Architektur, Mensch und Gesellschaft auf. Sie arbeitet gegen die Zeit und das Vergessen indem sie die im Wandel befindliche Stadt malt, bevor diese ihre „Wunden“ schließen kann. Evelyn Kuwertz‘ Bilder zeigen Berlins Übergangszeit. Was vorgeht ist gewaltig, Bilder werden zu Zeitzeugen - ohne Sentimentalität. Aber mit Fragezeichen. Ihre Malerei ist für mich eine Mischung aus Staunen, auch Ungewissheit - damit künstlerischem Zweifel.

Ingeborg Ruthe, Kunstkritikerin, Berliner Zeitung

Museumsinsel, Neues Museum, Potsdam

Bild -Motive sind die Aussenansichten, der aus verschiedenen städtebaulichen Epochen stammenden Bauwerke, die die historische Museumsinsel bilden.

Ende der 90er Jahre begann ich die entkernten Innenräume des NEUEN MUSEUMS zu skizzieren. Eine Serie von Bildern zeigt die Strukturen und das freigelegte Ziegelwerk des Gebäudes, verstellt mit roten Gerüsten und durch das verglaste Dach fiel das Licht die Stockwerke hindurch. Ein Moment der Ruhe lag in den staubigen Hallen, der vergangene Schönheit erahnen ließ.

Museumsinsel 1994 | 50 / 50cm, Acryl, ÖL / Leinwand
Potsdam 1997 | 80 / 100cm, Acryl / Bütten
Potsdam 1997 | 80 / 100cm, Acryl / Bütten
Potsdam 1997 | 80 / 100cm, Acryl / Bütten
Museums Insel 1997 | 130 / 130cm, Acryl, Öl / Bütten
Neues Museum - Koren -1998 | 110 / 70cm, Tempera / Papier
Neues Museum 1999 | 180 / 90cm, Tempera, Öl / Leinwand
Neues Museum 1999 | 180 / 90cm, Tempera, Öl / Leinwand
Neues Museum 1999 | 180 / 90cm, Tempera, Öl / Leinwand

Potsdamer Sichten einer Berlinerin: Evelyn Kuwertz im “Herbstsalon” 

Zu den technisch interessantesten Werken zählen die von Evelyn Kuwertz, Berlin.

Architektur, gerade hier in Potsdam, bedeutet nicht nur Schlösser und Gärten, sondern viele Baustile und im Bau befindliches. Vergangenheit und Gegenwart prallen aufeinander, gehen aber eine Symbiose ein. Von diesen Übergängen und Brüchen, von den Kontrasten leben Kuwertz‘ Bilder. Die Künstlerin kommt vom kritischen Realismus. Bei diesen Arbeiten geht es jedoch nicht um exakt strenge Linienführung. Vielmehr wird durch eine zur Abstraktion hingewandte Gegenständlichkeit mit eher fließenden Linien Gegensätzliches nahegebracht.Ihre überraschenden Kompositionen in impressiver Farbgebung - sie nennt sie „Potsdam I-III“ - sind zum Mitdenken angelegte Interpretationen und interessante Interaktionen, bei denen der Betrachter durch Vorstellungsverknüpfung und Wiedererkennungseffekt zum Mitgestalter der Bilder wird.


B.W., Presseausschnitt Potsdamer Stadtkurier, 1998