Frauen-Kunstausstellungen

Environment

Zur Situation der Frau in der Familie

Projektgruppe Emma der HdK, Berlin 1970-73

2a, Gruppe

Ideologie-Kritik, der Leitfaden für die Visualisierung

Zeichnung, Malerei, Collagen auf Papier / Karton
Zeichnung, Malerei, Collagen auf Papier / Karton
Zeichnung, Malerei, Collagen auf Papier / Karton

Wir untersuchten die Realität von Frauen in der Arbeit und in der Familie: Wir arbeiteten uns durch Statistiken, das Familien- und Strafrecht und lasen entsprechende Literatur: Die Rechtlosigkeit der Frauen in der Familie, ihre ökonomische Abhängigkeit und der Gewalt im häuslichen Bereich. In einem Diagramm visualisierten wir das gesellschaftliche Netzwerk von Kirche und Staat die die Frauen auf die Rollen Mutter, Hausfrau, Sexualobjekt festlegten. Die gleichen Stereotypen fanden wir in den Werbebildern. Aus der Analyse der Werbung entwickelten wir die LEITBILDER der Rollenzuweisungen in denen sich der Sexismus der Massenmedien äußert.

Das erste Frauen-Kollektiv in der Kunst

Zeichnung, Malerei, Collagen, Siebdrucke auf Papier / Karton
Zeichnung, Malerei, Collagen, Siebdrucke auf Papier / Karton
8) Konkurrenz

Die bildnerische Umsetzung war von Anfang an kollektiv. Die einzelnen Ideen und Skizzen wurden gemeinsam diskutiert und weiter bearbeitet. Obwohl wir unterschiedliche künstlerische Handschriften und Vorlieben hatten, kam es nie zu Konflikten. Im Gegenteil, wir waren immer offen für gegenseitige Eingriffe, Veränderungen um die treffendste Visualisierung heraus zu arbeiten.
Das Diagramm bildet die Grundlage für die IDEENSAMMLUNG, die aus einer menge von gezeichneten, gemalten Skizzen, Collagen, Objekten und einer Serie von Siebdrucken. Formal experimentierten wir frei mit unterschiedlichen Stilrichtungen: mit dem kritischen Realismus, mit DaDa-Collagen und -Puppen und Objekten, mit Montagetechniken und mit der aktuellen Pop Art. Radikal überzeichneten wir die Lebenswirklichkeiten von Frauen um die absurde Situation zu benennen.

Zeichnung, Malerei, Collagen, Siebdrucke auf Papier / Karton
Zeichnung, Malerei, Collagen, Siebdrucke auf Papier / Karton
Situation_5

Environment 1973

2b, Modell

Es entstand die Idee, die Inhalte in einem Environment umzusetzen. Die Werbeanalyse sollte in Form einer Diaprojektion in das Ensemble integriert werden. Wir konzipierten eine Wanderausstellung mit dem Titel „Die Situation der Frau in der Familie“ und erstellten ein maßstabsgetreues Modell. Unsere Zielgruppe waren junge Frauen und Mädchen. Von der Senatorin für Frauen, Familie, Frau REICHELT erhielten wir für die Herstellung des Environments eine Förderung. Die Landesbildstelle Berlin sagte uns eine Ausstellung für den Februar 1973 zu. Die Ausstellung war 1973 fertig.

Zensur der Ausstellung

Kurz vor der Ausstellungseröffnung wurde das Environment, von dem damaligen Schulsenator Löffler wegen – sittlicher Bedenken – abgesagt. Die Vergewaltigungsszene im häuslichen Umfeld war die Begründung für das Verbot der Ausstellung in öffentlichen Räumen.

Spontan, ohne offizielle Erlaubnis, bauten wir die Ausstellung in der Eingangshalle der HdK für einen Tag auf, der Radiosender SFBeat berichtete und am Tag der Präsentation brachte die BZ das Environment als Aufmacher mit Bild auf der Titelseite.

Der Berliner Galerist Jule Hammer bot uns an, in seinen Räumen auszustellen, wir lehnten ab, weil die Arbeit für einen öffentlichen Ort konzipiert war. Doch alle diesbezüglichen Bemühungen scheiterten. Wir wandten uns an die NGBK (Neue Gesellschaft für Bildende Kunst), doch auch der „linke“ Kunstverein lehnte das Projekt und die darin behandelte Problematik als irrelevant ab.

Environment

Agitation durch Provokation

Unser Anspruch, Agitation durch Provokation stieß auf ein Missverständnis. Auch von Feministinnen wurden die Darstellungen der Rollenbilder als zu hässlich empfunden.

Das provokante Potential dieser Arbeit war nicht nur gegen die patriarchalen Strukturen der Männern gerichtet, sondern sollte auch uns, Frauen treffen: durch die Dekonstruktion der „weiblichen“ Strategien und Leitbilder.

Foyer, Hochschule der Künste Berlin

Bisher ausgestellt:

  • 1973 INTERNATIONALE FRAUEN-FILM-SEMINAR, Berlin
  • 1975-76 evangelische Frauengruppe Frauenzentren in Berlin und der BRD.
  • 1977 KÜNSTERINNEN INTERNATIONAL 1877-1977, Schloss Charlottenburg Berlin und Kunstverein Frankfurt
  • 1979 A CRITICAL VIEW – UGLY REALISM 20S – 70S, London
  • 1991 FRAUEN MUSEUM, Bonn

Hinweisen möchte ich auf die Veröffentlichung von Frau Dr. MONIKA KAISER NEUBESETZUNGEN DES KUNST-RAUMES Erschienen in der -transcript- Edition Museum.

KÜNSTLERINNEN INTERNATIONAL 1877-1977

1. Feministische Kunst Ausstellung in Deutschland (Berlin und Frankfurt)

DAS VERBORGENE MUSEUM 1985-87

2. Feministische Kunst Ausstellung in Berlin und Oberhausen

Rückblick und Gedenken

Birgit Kleber (Fotografin), Prof.,Dr. Tina Thürmer-Rohr (Dozentin), Evelyn Kuwertz (Malerin), Alexandra Goy (Anwältin), Gisela Breitling (Malerin, Autorin)

Birgit Kleber (Fotografin), Prof.,Dr. Tina Thürmer-Rohr (Dozentin), Evelyn Kuwertz (Malerin), Alexandra Goy (Anwältin), Gisela Breitling (Malerin, Autorin)